Es muss nicht immer laufen sein. Im Gegenteil. Ich bin seit meinem 18 Lebensjahr eine Läufern. Besser: Ich war eine Läuferin. Mein Läuferherz wurde zum Sportlerherz – nein besser zum „Bewegerherz“. Erst wenn frau etwas nicht mehr kann und es nicht sinnvoll ist, etwas mit Gewalt durchzusetzen, erkennt frau: Es geht immer darum mit Herz dabei zu sein. Natürlich auch bei der sportlichen Bewegung – ja jetzt habe ich eine Wortkombination gefunden, die mir gefällt. Sportliche Bewegung.
Ich hatte Tränen in den Augen als ich mir das erste Mal nach meinem Unfall wieder Sportschuhe anziehen konnte. Ich fühlte mich einfach immer als Sportlerin, obwohl ich zum damaligen Zeitpunkt nicht von Sport reden konnte bzw. nicht dem Bild einer aktiven Sporttreibenden entsprach. Aber es geht nicht darum, wie mich andere sahen oder welchem Bild ich entsprach, sondern wie ich mich fühlte. Außerdem war 3x tief Luft holen für mich damals so anstrengend, als wenn ich einen 21 km-Lauf hinter mir hätte. Ich habe es versucht, trainiert (ja, trainiert!) und bald konnte ich die flache Atmung in eine für uns so selbstverständliche tiefe Atmung überleiten. Jetzt stellt sich sofort die Frage: Was ist Sport? Für mich ist Sport, sobald ich mich aktiv und mit voller Konzentration bewege. Den vollen Fokus auf die Durchführung einer gezielten Bewegung bzw. Aktivität richte.
Ich erinnere mich noch oft an Bemerkungen von „Nicht-Laufenden“, die meinten sie müssen mir „schneller“ nachrufen. Heute denke ich mir nur: „Traurig, denn sie wissen nicht was sie tun.“ Nach außen war mein Handicap nicht sichtbar. Natürlich konnten andere neben mir normal mitgehen, aber für mich war es defintiv Laufen. Eine runde Bewegung, die keinen Schmerz verursacht.
Heute ist es mir nicht mehr so wichtig einen Lauf in einer bestimmten Zeit zu absolvieren. Es würde meiner Bandscheibe, meinen Hüften und meinen Knien nur schaden. Schnelles funktionales Gehen – bergauf, bergab – fordern mich genauso, trainieren meine Grundausdauer, meine Stabilität und meine Schwachstellen. Funktionales Gehen, ein neuer Begriff? Vielleicht, so nenne ich meine Art zu gehen. Kein Schlendern, sondern:
- eine aufrechte leicht nach vorgeneigte Haltung,
- ein gerader Rücken,
- mit angewinkelten Händen, die sich mitbewegen,
- die Hüften auf einer Linie (oh Gehschule vom Weißen Hof lässt grüssen)
- mit achtsamen Blick auf den Boden, um die Schritte gezielt richtig aufzusetzen
- zwischendurch mache ich 2-3 Übungen zu mind. 3 Sätzen á 15-20 Wiederholungen (Liegestützposition, Kniebeugen, Squats und vieles mehr
- mit einem zügigen Tempo
- mit einer bewussten Aktivierung des Beckenboden
- und immer mit Sportbekleidung – fürs Feeling!