Während des Schlafs wirst du von deinen eigenen Worten wach. Sehr schnell realisierst du warum. Den Körper nur nicht überstrecken, sonst verkrampft sich alles. Ein Versuch, ein weiterer und beim dritten schaffst du es endlich deine Position zu verändern. Heute wird wohl wieder so ein Tag. Dir fällt ein, dass du vergessen hast das Wasserglas neben dem Bett aufzufüllen und deine Schmerzmittel sehr gut – wirklich sehr gut – im Kasterl liegen. Du schläfst ein und das ganze geht von vorne los. Es läutet. Eine Stunde vor deiner wirklichen Aufstehzeit läutet immer der Wecker. (Deine Pufferzeit für schlechte Tag.) Wie jeden Tag, aber heute ist es wieder so weit: Du brauchst diese Zeit zum Aufstehen und hoffst sogleich, dass diese 60 Minuten reichen werden. Schnell gehst du deinen Kalender im Kopf durch um einzuschätzen, ob du den Körper mehr treiben musst oder ihm die notwendige Zeit gibst. Heute heißt es aufstehen, Kinder müssen in die Schule, bei dir selbst steht einiges am Programm. Gerade das ist Motivation und Grund um den Schmerz – das Ziehen – das Unwohlsein – das mögliche Erbrechen – anzukämpfen. Irgendwann schaffst du es aufzustehen um dich gleich wieder zu setzen. Eine kurze Kontrolle des Blutdrucks ist angesagt. Na bumm, heute ist wieder so ein Tag: Du startest mit einem Puls von 42. Blutdruck ist niedrig – sehr niedrig. Alles dauert länger, es scheint wie in Zeitlupe abzulaufen. Du checkst schnell: Was ist heute das Problem? Oh, heute ist es die Bandscheibe, sind es die Beine und die restlichen Knochen, die sich anscheinend vom Fleisch lösen. So fühlt es sich zumindest an. Aber du bist froh, dass du nicht brechen musst und der Kopf nicht zu zerspringen droht. Immerhin schon was Positives. Erst jetzt merkst du, dass du heute nur schwer den Körper in der richtigen Lage halten kannst. Seit über einem Jahr hast du den Gehstock nicht mehr verwenden müssen, doch heute ist wieder so ein Tag. Die Frage „WARUM“ versuchst du erst gar nicht zu beantworten, denn ein Blick aus dem Fenster reicht. Es wirbelt und zwirbelt durch die Luft. Es schneit. Es schneit wieder. Wetterschwankungen kündigen sich normalerweise Tage davor an, aber was ist schon normal? Heute kommt es eben abrupt. Die Agenden des Tages geben dir Halt. Du lenkst dich so weit es geht durch den Alltag ab und immer wieder machst du einen tiefen Schnaufer. Als wenn du damit alles wegblasen könntest. Denkste! Ein Gedanke kommt zwischendurch immer wieder: Morgen ist ein neuer Tag. Treibst dich mit einer bestimmten Sanftheit damit an. Das abendliche Training und die Hausarbeit sind für heute gestrichen. Du gehst eine kleine Runde und erkennst, dass es natürlich schon schlechtere Tage gab. Es ist 18 Uhr, Zeit den Tag zu beenden. Du füllst das Wasserglas auf, legst die Schmerzmittel daneben und schiebst den Schlafwürfel (zur Entlastung der Bandscheibe) griffbereit ans Bett. Du bist alleine, daher gibt es kein Entspannungsbad , denn du ahnst bereits, dass du alleine da nimmer raus kommst. Egal. Ziehst dir 2 Schichten Gewand an, legst dich ins Bett, drehst den Kopf zur rechten Seite und hoffst: Morgen ist ein neuer Tag…
den Moment lebenErfahrungsberichte
Morgen ist ein neuer Tag…
18. Januar 20162
2 comments
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Iris
19. Januar 2016 at 21:29
heftig!
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