„Laufen würde ich Dir verbieten.“ „Laufen werden Sie nie wieder können.“ … oh, wie oft habe ich diese Sätze schon gehört und wie oft haben sie mir einen Stich ins Herz gegeben und zeitgleich meine innere Intuition bestärkt: Ich will laufen, ich werde laufen, ich kann laufen. Laufen ist eine Philosophie und eine Herzenssache. Es geht nicht nur um die Bewegung, es geht um so vieles mehr: Meditation durch Aktivität, das Ausgleichen des Pulses durch gezieltes Atmen, das Zulassen von Gedankenlosigkeit und der daraus entstehenden Kreativität, das Zusammenspiel des Körpers mit dem Geiste, uvm. … und natürlich das Erleben der Natur.
Mittlerweile wurde es im Oktober zur Tradition am Wolfgangseelauf an den Start zu gehen und es mit einer Auszeit aus dem Alltag zu kombinieren. Immer wieder peile ich die 27 km an, aber die Vernunft siegt, denn frau weiß, dass der Körper das Tempo, dass ich laufen möchte, mir nicht verzeihen würde. Dieses Jahr habe ich mich wieder für die 10 km entschieden, da auch zuvor mein Ehrgeiz hochflackerte und ich ehrlich gesagt nicht bei den letzten einlaufen wollte. Nicht dieses Jahr. Die Distanz könnte ich ohne Probleme schaffen, die Steigung ist meine Stärke, aber ich müsste das Tempo so reduzieren, um meinem Körper nicht zu schaden. Manchmal tut mir diese Erkenntnis unendlich weh, wenn ich sehe wie Läufer ihr Tempo erhöhen und ich eigentlich von der Kondition (laut meinem Puls) mitkönnte, aber nicht sollte und auch vom Bewegungsablauf auf Dauer nicht könnte. Oberste Priorität ist, meinen lädierten Körper zwar zu fordern, aber nicht zu überfordern. Und ich kenne mich. Bin ich erst am Start, gibt es kein Halten, ich lege den Schalter um und mein Wille gibt die Linie vor. Reiner Selbstschutz ist da angesagt.
Der Wolfgangseelauf ist für mich einer der schönsten und emotionalsten Läufe. Die Kombination von See und Berg, die Farbfacetten des Herbstes, die Sonne und Kühle des Wassers, das Zusammensein mit meiner Familie … sind Attribute, die ihn einzigartig machen. Nach einem Frühstück im Weißen Rössl fuhren wir – meine Schwester und ich – mit der Fähre an andere Ufer und genossen einfach die Atmosphäre vor Ort. Das Wetter war uns gnädig und so waren die Bedingungen mehr als optimal. In diesen Momenten geht es mir einfach um das Laufen in der Gruppe und zeitgleich die eigene Challenge zu meistern. Der Körper dankt mir für die Vernunft am 10 km Lauf teilzunehmen und gibt mir Spielraum. Ich laufe mit einem Lachen im Gesicht, ich genieße das Anfeuern der Menschen am Rand der Strecke, ich laufe einfach, weil ich laufen kann. Frau kann vieles in Worte fassen, aber die Zielfotos aus dem heurigen Jahr sprechen für sich. Und ja, nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Und ja, ich peile wieder die 27 km an. 🙂